Ein Brief nach Rastatt – Ergänzung zum Artikel „Die Preußen in der Bundesfestung Rastatt" - Preussensammler

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Ein Brief nach Rastatt – Ergänzung zum Artikel „Die Preußen in der Bundesfestung Rastatt"

Postgeschichte > Geschichte

Bei einer Auktion konnte ich folgenden interessanten Beleg erwerben. Es handelt sich um eine portofreie Militärjustizsache an den königlich preußischen Divisions-Auditeur Cramer in Rastatt, abgesandt am Magdeburger Bahnhof in Berlin. Letzteres wird durch den Aufgabestempel der Post-Expedition am Magdeburger Bahnhof in Berlin belegt. Leider sind auf der Rückseite außer dem Ausgabestempel keine weitere Beförderungsstempel vorhanden, die den Weg des Briefes und die Art und Weise der Beförderung darstellen könnten. Auch fehlt der Inhalt des Schreibens, so dass eine eindeutige Datierung des Briefes so nicht möglich ist.


Militär-Justiz-Dienst-Sache an den Königlich Preußischen Divisions-Auditeur Herrn Cramer in
Rastatt vom 30.März (1850), aufgegeben am Magdeburger Bahnhof in Berlin


In welchem Jahr wurde der Brief befördert? Der erwähnte Zweikreis-Stempel BERLIN MAGDEB. BAHNH. EXP. No. 4 war nach Kuphal vom 8.September 1845 bis zum 17.Januar 1851 im Einsatz. In diesem Zeitraum waren preußische Truppen nur von Ende Juni 1849, dem Beginn der preußischen Belagerung der durch revolutionäre Truppen besetzten Bundesfestung Rastatt, bis zum Ende des Jahres 1850 in und um Rastatt stationiert. Der Brief vom 30. März kann somit nur im Jahr 1850 befördert worden sein. 


Die Gefangenen in Rastatt


Welche Aufgaben hatte ein preußischer Auditeur zu dieser Zeit? Er war ein Militär-Justizbeamter, der stand- und kriegsgerichtliche Untersuchungen im Rahmen seines Verantwortungsbereiches (Garnison, Division, Korps) zu führen hatte. Außerdem hatte der Auditeur bei Stand- und Kriegsgerichten als Ankläger, Strafverteidiger oder Richter zu fungieren. Er war auch als juristischer Berater der Militärbefehlshaber tätig. Nach der Übergabe der Festung Rastatt an die preußischen Truppen am 23.Juli 1849 gerieten über 5000 Angehörige der revolutionären Truppen in Gefangenschaft. Gegen nahezu alle fanden Prozesse vor preußischen Kriegsgerichten statt. Es wurden 19 Todesurteile gefällt, die sofort vollstreckt wurden. Darunter war auch der Gouverneur der Festung Rastatt Gustav Tiedemann. Aber auch sonst wurden harte Strafen gegen die Gefangenen verhängt. Einigen wenigen gelang allerdings die Flucht aus der Gefangenschaft. Der berühmteste Flüchtling war Carl Schurz, der spätere Innenminister der USA.


Erschießung in Rastatt


Literatur: E.Kuphal, Berlin-Stempel Aufgabe- und Entwertungsstempel, Berlin 1988


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